Viele Menschen werden mit dem Leben nicht fertig. Sie verzweifeln an sich selbst und an ihrer Umgebung, an der Kirche, der Welt und an Gott. Die immer wieder vorkommenden Selbstmorde sind ein sprechendes Beispiel dafür. Das Leben stellt an jeden einzelnen hohe Anforderungen, und mancher meint, ihnen nicht gewachsen zu sein.
Das gilt besonders für solche, die irgendwie vereinsamt und allein sind, ohne Gefährten und Bundesgenossen, ohne Hilfe, Verständnis und Mitarbeit eines anderen. Es hat schon seine Berechtigung, das bekannte Sprichwort: "Wehe dem, der allein ist!" (Es sei denn, er sei allein mit Gott - wie ein Einsiedler!)
Das wußten auch die alten Römer schon zur Genüge, und deshalb entwickelten sie in ihrem Rechtsleben einen interessanten Brauch: Schwache, arme, hilflose Menschen übergaben sich dem persönlichen Schutz eines Starken und Mächtigen, der sie nun in all ihren Belangen und Anliegen mit seiner ganzen Autorität genau so vertrat wie sich selbst und seine eigene Sache. Und als Symbol dafür breitete der Schutzherr seinen eigenen Mantel über den Schwachen aus, wenn er ihn so zu eigen nahm. Nun konnte kommen, was da wollte, der andere stand unter seinem "Mantelschutz" - er würde sich, falls notwendig, restlos für ihn einsetzen. Dieser Schutzherr wurde "Patron" genannt.
In Anlehnung an diesen tiefsinnigen Brauch singen wir Christen noch heute im religiösen Bereich: "Maria, breit den Mantel aus!" Mit all unseren Anliegen und Sorgen, den großen und kleinen, den leiblichen und geistigen, den zeitlichen und ewigen, stellen wir uns unter ihre ganz besonders mächtige Fürsorge: unter ihren Mantelschutz. Und eine der beliebtesten Mariendarstellungen in der christlichen Kunst aller Völker und Zeiten ist denn auch das Bild der Schutzmantelmadonna, jener mächtigen Frau, die so ihren Mantel um alle Chirstgläubigen schlingen kann, wie es der starke Römer seinerzeit um einen einzelnen Menschen tat.
Wir dürfen uns voller Vertrauen in den Schutz Mariens begeben, sie enttäuscht uns nie. Als sichere Bürgschat dafür hat auch sie uns ein sichtbares Zeichen gegeben, ein Symbol ihres Mantelschutzes, unter dem wir stehen. Dieses Zeichen erblicken wir in jedem kirchlich geweihten marianischen Skapulier, einem kleinen Stückchen Stoff, das uns Maria durch die Hand unserer Mutter Kirche überreicht als Sinnbild und Unterpfand dafür, daß sie ihren mütterlichen Mantel um uns schlingt.
Das bekannteste marianische Skapulier ist das vom Berge Karmel; aber es ist bei weitem nicht das einzige. Denn wiederholt ist Maria bisher heiligen und heiligmäßigen Seeen erschienen und hat sie ausdrücklich zur Verbreitung von Skapulieren beauftragt.
So erschien sie am 28. Januar 1840 in Paris der jungen Schwester Justine Bisqueyburu, die der Kongregation der "Töchter der barmherzigen Liebe" vom hl. Vinzenz von Paul angehörte, und ermächtigte sie zur Verbreitung des sogenannten Grünen Skapuliers vom Unbeflecken herzen Mariens. Diessollte besonders die Bekehrung der Ungläubigen und der Sünder erwirken und ihnen eine gute Sterbestunde vermitten. Papst Pius IX. gab dem Grünen Skapulier im Jahre 1863 und dann nochmals im Jahre 1870 die kirchliche Gutheißung.
Es ist unmöglich, auch nur annähernd die große Zahl auffallender Gebetserhörungen in den verschiedensten Fällen anzugeben, die auf den vertrauensvollen Gebrauch des Grünen Skapuliers zurückzuführen sind. Besonders hat es sich - gemäß der Verheißung Mariens - bei der Gewinnung oder Rückgewinnung religiös Abständiger oder Ungläubiger immer wieder bewährt, vor allem auch bezüglich des Empfangs der heiligen Sterbesakramente. Oft wußten die Kranken nichts davon, daß man ihnen ein geweihtes Grünes Skapulier unter das Kopfkissen gelegt oder irgendwie an ihrer Kleidung befestigt hatte. Stets aber waren solche barmherzigen Taten der Angehörigen von sichtbarem Segen begleitet.
Das Grüne Skapulier ist für alle da: für Gesunde und Kranke, für Katholiken und Nichtkatholiken, für Gläubige und Ungläubige. Dadurch unterscheidet es sich wesenlich von fast allen anderen Skapulieren der Kirche. Diese setzen meist bereits eine besondere Willenshaltung des Benutzers voraus. Das Grüne Skapulier aber kann jeder gebrauchen, der sich selbst oder einen anderen - auch ohne dessen Wissen - vertrauensvoll dem Schutze Mariens übergeben möchte; er kann es persönlich bei sich tragen bzw. dem anderen übergeben oder aber es auch nur ehrerbietig zu Hause aufbewahren. Er verrichte aber täglich wenigstens einmal das Stoßgebet:
"Unbeflecktes Herz Mariä, bitte für uns jetzt und in der Stunde unseres Todes! Amen."
Das Grüne Skapulier muß vor dem Gebrauch kirchlich geweiht sein; diese Weihe jedoch kann jeder beliebige katholische Priester vornehmen.
Wenn wir das Grüne Skapulier vom Unbefleckten Herzen Mariens gebrauchen, wollen wir uns gern und oft daran erinnern, daß wir unter den Mantel Mariens genommen sind und daß sie noch viel mehr über uns wacht, als dies der mächtigste Römer je über einen Schutzbefohlenen tun konnte. Dieser vermochte ihn nur in seinen irdischen Angelegenheiten zu vertreten, Mariens Schutz aber gilt für Zeit und Ewigkeit.
Maria, breit den Mantel aus!
Mach' Schirm und Schild für uns daraus!
Laß uns darunter sicher stehn,
Bis alle Stürm' vorüber gehn!
Patronin voller Güte,
Uns allezeit behüte!
Mittwoch, Juni 14, 2006
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