Donnerstag, Oktober 30, 2008

Allgemeines Gebet von Papst Klemens XI. (1700-1721)

Was, wie, weil Gott willO mein Gott, ich glaube an dich, stärke meinen Glauben; ich hoffe auf dich, befestige meine Hoffnung; ich liebe dich, vermehre meine Liebe; es reut mich, dass ich jemals gesündigt habe, vermehre meine Reue.
Ich bete dich an als meinen ersten Anfang und Ursprung, ich verlange nach dir als meinem letzten Ziel und Ende, ich danke dir als meinem ewigen Wohltäter; ich rufe dich an als meinen gnädigen Beschirmer. Mein Gott, leite mich durch deine Weisheit, regiere mich durch deine Gerechtigkeit, tröste mich durch deine Barmherzigkeit, beschütze mich durch deine Allmacht.
Ich opfere dir auf alle meine Gedanken, Worte, Werke und Leiden, auf dass ich immer an dich denke, von dir rede, nach deinem Wohlgefallen handle und für dich leide. Ich will, o Herr, alles was du willst, weil du es willst, wie du es willst, wann und wo du es willst. Ich bitte dich, erleuchte meinen Verstand, entzünde meinen Willen, reinige mein Herz und heilige meine Seele. Lass mich nicht vom Stolze angesteckt, von Schmeichelei eingenommen, von der Welt getäuscht und vom Satan überlistet werden. Verleihe mir die Gnade, mein Gedächtnis zu läutern, meine Zunge zu zügeln, meine Augen zu hüten und alle meine Sinne zu bewachen.
Mein Gott, stärke mich, dass ich meine begangenen Sünden beweine, die künftigen Versuchungen überwinde, meine bösen Neigungen unterdrücke und jegliche Tugend ausübe. Verleihe mir Liebe zu dir, Hass gegen meine Fehler, Seeleneifer für den Nächsten und Verachtung der Welt. Lass mich eingedenk sein, o Jesus, dass ich meinen Oberen Gehorsam, meinen Feinden Liebe, meinen Freunden Treue und meinen Untergebenen Nachsicht schuldig bin.
Hilf mir, o Gott, dass ich die Hoffart durch Demut, die Sinnlichkeit durch Abtötung, den Geiz durch Freigebigkeit, den Zorn durch Sanftmut, die Trägheit durch Hingebung überwinde. Mein Gott, mache mich vorsichtig bei Unternehmungen, beherzt in Gefahren, geduldig in Widerwärtigkeiten und demütig im Wohlergehen. Möge ich nie unterlassen, bei meinem Tun und Leiden eine gute Meinung zu machen, aufmerksam beim Gebete, mäßig bei den Mahlzeiten, gewissenhaft in den Berufsgeschäften und standhaft in meinen guten Vorsätzen zu sein.
Gib, o Herr, dass ich mich sorgfältig bemühe, immer ein gutes Gewissen, ein sittsames Betragen, einen erbaulichen Umgang und ein wohlgeordnetes Benehmen zu haben; dass ich mir unaufhörlich angelegen sein lasse, meine böse Natur zu bezähmen, mit deiner Gnade mitzuwirken, die Gebote zu halten und nur für mein Heil zu wirken. Mein Gott, lass mich erkennen die Nichtigkeit der irdischen Dinge, den hohen Wert des Himmels, die Kürze der Zeit, die Länge der Ewigkeit, die Bosheit der Sünde und die Größe deiner Liebe. Gib, dass ich mich auf den Tod vorbereite, dein Gericht fürchte, der Hölle entgehe und endlich den Himmel erlange durch die Verdienste unseres Herrn Jesus Christus. Amen.

Dieses Gebet, welches alles umfasst, was dem Menschen zur Erlangung des ewigen Heiles notwendig ist, bildet für Klemens XI. ein Denkmal, das Erz und Marmor überdauern wird.

Aus: Geschichte der Päpste im Zeitalter des fürstlichen Absolutismus von der Wahl Klemens' XI. bis zum Tode Klemens' XII. (1700-1740). Von Ludwig Freiherrn von Pastor, Freiburg im Breisgau 1930, Herder & Co. G.m.b.H. Verlagsbuchhandlung.

Dienstag, Oktober 21, 2008

Zur Geschichte des Gnadenbildes Mariahilf

Mariahilfbild von Lucas CranachUngezählt sind die Marien-Gnadenorte der Christenheit, und oft ist die Wallfahrt dorthin mit einem Gnadenbild verbunden.
Unser Gnadenbild geht auf die Mariendarstellung im Dom St. Jakob in Innsbruck zurück. Jenes ist der Urtypus aller Mariahilf-Bilder, das der Maler Lucas Cranach der Ältere um 1537 in Wittenberg im Beisein Martin Luthers gemalt hat und das wie kaum ein anders Bild in einer Vielzahl von Nachbildungen eine weite Verbreitung fand. Das Bild Cranachs kam 1611 durch Fürstbischof Leopold von Passau aus dem Hause Habsburg in die Hofkapelle seiner Passauer Residenz. Von dort nahm er es als Landesfürst von Tirol mit nach Innsbruck. Nach seinem Tode kam es in die dortige Pfarrkirche, den heutigen Dom, wo es bis heute verblieben ist.
Cranach griff auf den alten byzantinischen Muttergottestypus der "Elëusa" aus dem 1. Jahrtausend zurück, was soviel wie "Mutter des Erbarmens" bedeutet. Das Kind wendet sich schutzsuchend und liebkosend an seine Mutter. Maria aber schaut über das Kind hinweg in die Ferne. Die Hände der Mutter zeigen, dass sie ihr Kind bergend in die Arme nehmen will, der Ernst ihres Blickes verrät aber , dass sie um das zukünftige Schicksal Christi weiß. Sie ist außerstande, dieses abzuwenden. Maria ist bereit, alles in ihrer Macht Stehende zu tun. Diese Macht aber ist begrenzt durch den Auftrag ihres Sohnes, die Menschen zu retten. Wie das Kind sich an die Mutter wendet, so wenden sich die Betenden an sie als ihre Mutter. Dieses Kind ist aber zugleich Gott, zu dem die Mutter die Bitten der Menschen trägt.

Gebet zur Gnadenmutter

Alles möcht' ich Dir erzählen,
Alle Sorgen, die mich quälen,
Alle Zweifel, alle Fragen,
Möcht' ich, Mutter, zu Dir tragen.
Wege, die ich selbst nicht kenne,
Liebe Namen, die ich nenne,
Schuld, die ich mir aufgeladen,
Andern zugefügten Schaden.
Ärgernis, so ich gegeben,
All mein Wollen, all mein Streben,
Mein Beraten, mein Verwalten,
Mein Vergessen, mein Behalten,
Mein Begehren, mein Verzichten,
Und mein Schweigen und mein Richten.
Alle kleinen Kleinigkeiten,
Die so oft mir Müh' bereiten,
Jedes Lassen, jede Tat,
Mutter, Dir, vom guten Rat,
Leg' ich alles in die Hände,
Du führst es zum rechten Ende.
Amen!
Mutter, Du vom guten Rat,
steh uns bei mit Rat und Tat!

Freitag, Oktober 17, 2008

Gebet zum heiligen Haupt Christi, dem Sitz der göttlichen Weisheit

Antlitz Christi nach dem Grabtuch von TurinO heiliges Haupt Jesu, Sitz der göttlichen Weisheit, das alle Regungen, alle Neigungen des heiligsten Herzens regiert, eingeflößt und geleitet hat, leite alle meine Gedanken, meine Worte und meine Werke, wie Du es versprochen hast. Sei das Heilmittel gegen die großen Plagen unseres Daseins: den geistigen Hochmut und die Untreue. Möchtest Du durch Deine Leiden, durch die Dornenkrone, die Deine Stirne zerriss, durch die Schläge, das Blut, die Beschimpfungen, mit denen Du überhäuft wurdest, als auch durch die innige Liebe Deiner heiligen Mutter, so bald und so vollständig und so allgemein, wie es nach den Absichten der göttlichen Vorsehung möglich ist, angebetet, verehrt und verherrlicht werden zur Ehre Gottes, zum Heile der Seelen in der Meinung des heiligsten Herzens, zur Erfüllung des göttlichen Willens und des glühenden Wunsches, den Du geäußert hast. Amen.

Mit kirchlicher Druckerlaubnis