Montag, Juli 17, 2006

Die Erzbruderschaft vom Kostbaren Blut Jesu Christi

Erzbruderschaft und Privilegium

Um eine Andacht den Gläubigen beliebt und besonders verdienstlich zu machen, pflegt unsere liebe Mutter, die katholische Kirche, Bruderschaften zu errichten und dieselben mit Ablässen und besonderen Privilegien zu versehen. Dies geschah auch in Bezug auf die Andacht zum kostbaren Blute.
Um die Wichtigkeit dieser Erzburderschaft würdig hervorzuheben und doch nicht zu übertreiben, mag es angebracht sein, einfach wiederzugeben, was Beringer S.J. in seinem weit bekannten Buche "Die Ablässe" über den Ursprung, Zweck und Vorteil dieser Erzbruderschaft schreibt und dann das außerordentliche Privilegium, welches den Mitgliedern derselben verliehen ist, etwas näher zu erläutern.
"Der traurige Anblick all des zeitlichen und geistigen Elendes, das die französische Revolutions- und Eroberungskriege über Europa brachten, sowie der Gedanke an die Heilsgefahren so vieler unsterblicher Seelen, deren jede um den unendlichen Preis des kostbaren Blutes Jesu erkauft ist, bewog im Anfange des 19. Jahrhunderts, am 8. Dezember 1808, den frommen Priester Franz Albertini, der 1819 als Bischof von Terracina im Rufe der Heiligkeit starb, an der Kirche St. Nicola in Carcere zu Rom einen Verein zu gründen, dessen Mitglieder sich besonders bestreben sollten, oft an das Leiden Jesu Christi zu denken und dem himmlischen Vater dessen kostbares Blut aufzuopfern zur Sühne für ihre eigenen Sünden, für die Anliegen der heiligen Kirche, zur Bekehrung der Sünder und zur Hilfe und zum Troste der armen Seelen im Fegfeuer.
Papst Pius VII., selbst ein eifriger Verehrer des kostbaren Blutes, ließ den Verein durch den Kardinalvikar am 27. Februar 1809 kanonisch errichten, beschenkte ihn durch Breve vom 22. September 1815 mit vielen Ablässen und erhob ihn durch ein weiteres Breve vom 26. September desselben Jahres zur Erzbruderschaft.
Um Mitlglied dieser Erzbruderschaft zu sein, wird nichts anderes gefordert, als daß man sich durch einen bevollmächtigten Priester einschreiben lasse. Ein besonderes oder tägliches sog. Bruderschaftsgebet ist nicht vorgeschrieben.
Ein großer Beförderer dieser jetzt weitverbreiteten Andacht und Bruderschaft, welche so recht für Priester paßt, die das kostbare Blut täglich genießen und dessen Fruchtbarmachung in den Seelen als ihre Lebensaufgabe erkennen, war der Gründer der Missionshäuser vom kostbaren Blut, der im Dezember 1904 selig gesprochene Kaspar del Bufalo; er hatte den frommen Albertini zum geistlichen Leiter gehabt." (Soweit Beringer.)
Pius IX. hatte das Fest zu Ehren des kostbaren Blutes eingesetzt und auf die ganze Kirche ausgedehnt zur Dankbarkeit für seine wunderbare Befreiung aus der Verbannung zu Gaeta. Um den beständigen Revolutionen in Rom zu entgehen, hatte er sich aus seiner eigenen Stadt flüchten und in dieser kleinen Hafenstadt am Tyrrhenischen Meere Zuflucht nehmen müssen. Alldort litt Pius große Mühsale, sowohl dem Leibe wie besonders der Seele nach. Zu dieser Zeit trat Merlini, der dritte Generalobere der Missionsväter vom kostbaren Blute vor ihn. Mit entsprechender Demut, aber wie auf Befehl Gottes, machte er dem Papste folgenden Vorschlag: "Ihre Heiligkeit, wenn Sie wünschen, Ihren Staat wieder zu erhalten und nach Rom zurückzukehren, dann müssen Sie sich durch ein Gelübde verpflichten, das Fest zu Ehren des kostbaren Blutes auf die ganze Erde auszudehnen." - Bis dahin wurde nämlich dieses Fest nur von den Mitgliedern der Erzbruderschaft und der Kongregation gefeiert, obwohl es schon viele Jahre und an vielen Orten, besonders in Italien, bekannt war.
Ehe der Heilige Vater beistimmte, verlangte er Zeit, um zu beten und darüber nachzudenken. Pater Merlini kehrte nach Benevent zurück, wo er sich damals aufhielt und flehte in eifrigem Gebet zu Gott, daß sich sein heiliger Wille bald zeigen möchte. - Durch eine Erscheinung versichert, daß seine Bitte erhört sei, schrieb er zu wiederholten Malen an Msgr. Stella, den päpstlichen Sekretär, daß er den Heiligen Vater an den ihm gemachen Vorschlag erinnern möchte.
Nach einiger Zeit ließ Pius IX. durch besagten Monsignore dem Pater Merlini in einem Brief, datiert vom 30. Juni 1849, antworten: "Nach eifrigem Gebet und Betrachtung finde ich es nicht für gut (nur) zu geloben, was Sie von mir verlangt haben, ich will es (im Gegenteil) sogleich tun aus eigenem Antrieb." (Dieser Brief befindet sich zur Stunde im Archiv der Väter vom kostbaren Blute (C.PP.S.) zu Rom. Siehe "Mese del Sangue Prezioso" von P. Nicola Pagliuca C.PP.S.) Und o Wunder! An dem Tage, an dem der Heilige Vater diesen seinen Entschluß bekannt machte, drangen die Franzosen, die zur Verteidigung des Heiligen Stuhles gekommen waren, in die Stadt Rom ein. Die Revolutionäre, indem sie die Nutzlosigkeit einsahen, die Stadt länger zu halten, ergaben sich den folgenden Tag, ohne weiteres Blutvergießen. - Und das zu einer Zeit, da nicht die geringste menschliche Hoffnung bestand, daß Pius IX. Rom je wieder sehen werde, da im Gegenteil ernstlich zu befürchten war, daß die Heilige Stadt in die Hände der Freimaurer und Feinde der Kirche fallen und die katholische Religion aus Rom und so weit wie möglich aus Italien verbannt würde. -
Jener 30. Juni, ein Samstag, war der Vorabend des Festes des kostbaren Blutes, so daß zur Zeit der ersten Vesper des Festes die Bestürmung der Stadt ganz aufhörte und jener unselige Krieg sein Ende fand.
Pius IX., eingedenk seines Entschlusses und zur Dankbarkeit für so auffallende Erhörung durch die Verdienste des kostbaren Blutes unterschrieb noch in Gaeta selbst, am 10. August 1849 das Dekret, in dem er verordnete, daß das Fest zu Ehren desselben in der ganzen katholischen Welt am ersten Sonntag im Juli gefeiert werde.
Doch mit dem war Pius IX. noch nicht zufrieden. In dem benannten Dekret hatte er schreiben lassen, daß er zuversichtlich hoffe, daß durch eine besondere Verehrung des kostbaren Blutes die Gläubigen nicht nur von dem Zorne Gottes befreit und mit Gnaden und Erbarmungen erfüllt würden, sondern durch die Verdienste desselben im Glauben täglich mehr belebt, in der Hoffnung gestärkt, in der Liebe entzündet, deshalb ein frommes Leben führen und einstens die ewige Seligkeit erlangen würden. Er selbst hatte es sich zu seinem Losungsworte gemacht: "Lege auf dein Herz einen Tropfen des kostbaren Blutes und fürchte nichts."
Um alle Gläubigen zu dieser äußerst gnadenreichen und so überaus verdienstlichen Andacht zum Preise unserer Erlösung einzuladen, verlieh er am 20. September 1852 allen Mitgliedern der Erzbruderschaft folgendes Privilegium, ein größeres, als das kaum verliehen werden kann. Um es aber allen, ohne Ausnahme, die noch einen Funken von Glauben und Hochschätzung für geistliche Hilfe haben, zugänglich zu machen, überließ es Pius IX. dem guten Willen der Eingeschriebenen, ihre Liebe und Andacht zum kostbaren Blute auf beliebige Weise zu üben, ohne irgend welche besondere Verpflichtungen aufzulegen.
Das Privilegium lautet: "Die Eingeschriebenen haben besondern Anteil an allen guten Werken und Bußübungen aller Kongregationen und Orden beiderlei Geschlechtes." (Beringer: Ablässe" S. 620.)
Man merke sich wohl diese zwei gewichtigen Worte: besondern Anteil und aller Kongregationen und Orden.
In vielen Bruderschaften hat man den unschätzbaren Vorteil, einen besondern Anteil zu haben an den guten Werken eines oder einiger Orden oder Kongragationen: in der Erzbruderschaft vom kostbaren Blute aber an den guten Werken aller Orden und Kongregationen beiderlei Geschlechtes. -
Im ersten Dekret war das Wort - besonders - ausgelassen, indem es als selbstverständlich gehalten wurde, daß, wenn der Papst ein Privilegium erteilt, er einen besonderen Anteil an geistlichen Schätzen verleihen will, nicht wie sie durch Gemeinschaft der Heiligen schon zu erlangen sind. (Erklärung von Gennaro Bucceroni S. J., dem bekannten Professor des Collegio Gregoriano, Rom, in einem persönlichen Briefe an den Verfasser.) Als aber später die Aufmerksamkeit der Ablaß-Kongregation darauf bezogen wurde, daß die Auslassung dieses Wortes - besondern Anteil - einen Zweifel an der Größe des Privilegiums verursachen könnte, wurde auf Rat des Sekretärs der nämlichen Kongregation zur größern Klarheit das Wort besonders hinzugefügt. Das diesbezügliche Schriftstück befindet sich im Archive der Missionspriester vom kostbaren Blute zu Rom.
Wer kann aber mit Worten ausdrücken oder mit der Feder beschreiben den unermeßlichen - geistlichen Nutzen, einen besondern Anteil zu haben an all den guten Werken: Gebeten, Bußübungen, evangelischen Arbeiten, Kommunionen, Verdiensten der Anhörung der heiligen Messen aller Mitglieder, - Priester, Brüder und Schwestern - aller Orden und Genossenschaften der ganzen katholischen Kirche!
Es ist eine Sitte unter frommen Gläubigen, einander anzuhalten: "Bete für mich." Besonders werden Priester und ehrw. Schwestern oft ersucht, für andere zu beten. Das ist gewiß eine sehr löbliche Gewohnheit, denn so sagt schon der Apostel Jakobus, V: 16: Betet für einander, damit ihr das Heil erlanget, denn viel vermag das beharrliche Gebet des Gerechten." - Was ist aber das Gebet einer einzigen oder einzelner Personen, mögen sie auch noch so fromm, ja heiligmäßig sein, im Vergleich zu all den Gebeten, privaten und gemeinschaftlichen, all der ehrw. Brüder und Schwestern der ganzen Welt, die sich ganz Gott gewidmet, um durch Zurückgezogenheit und Dienst des Herrn sich und andere zu heiligen? -
Sobald man in die Erzbruderschaft vom kostbaren Blute eingeschrieben ist, hat man einen besondern Anteil an all diesen Gebeten.

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