Mittwoch, Juli 05, 2006

Entstehung und Verbreitung der Andacht zum Kostbaren Blute Jesu Christi

Die Andacht zum kostbaren Blute ist keineswegs neu oder bis anhin unbekannt. Das gerade Gegenteil ist der Fall. Sie datiert zurück bis an die Wiege der Menschheit.
Gott selbst hat sie gegründet und auf das kostbare Blut die Hoffnung des ganzen alten Bundes gelenkt. - Das Versprechen, das Gott den ersten Menschen gleich nach ihrem Falle machte: "Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe, und zwischen deiner Nachkommenschaft und ihrer Nachkommenschaft und sie wird dir den Kopf zertreten" (Gen. 3: 15.), hatte zum innersten Kern das kostbarste Blut des Erlösers, das vergossen werden sollte zur Vergebung der Sünden; "denn derjenige, der der Schlange den Kopf zertreten und ihm den Raub entreißen sollte, war niemand anderer als der Sohn des Weibes, der am Kreuze in blutiger Umarmung den Fürsten dieser Welt niederrang und ihm seine Waffenrüstung raubte." (Halusa O. Cist. "Herrlichkeiten des kostbaren Blutes" S. 115.)
Die Andacht zum kostbaren Blute wurde vorgebildet durch die Opfer des alten Bundes, die in Stieren, Schafen, Tauben und dergleichen bestanden. - Wie hätte das Blut dieser Tiere die Sünden der Menschen tilgen oder abwaschen können, wenn sie nicht Symbole des allein seligmachenden Opfers, der Blutverießung am Kreuze gewesen wären? -
Die Andacht zum kostbaren Blute wurde zuerst privatim von der allerseligsten Jungfrau Maria und dem heiligen Joseph geübt, als das Kindlein Jesu beschnitten wrude und zum ersten Mal sein Blut vergoß. Mit welcher Innigkeit werden dort die liebe Mutter und der besorgte Nährvater diese ersten Tropfen des Blutes verehrt und angebetet haben.
Wiederum verehrte Maria, mit dem heiligen Johannes, der heiligen Magdalena und den anderen frommen Frauen das kostbare Blut Jesu Christi, als sie es, bei den verschiedenen Leidensszenen auf dem Kreuzwege, beim Kreuze selbst in Strömen fließen sahen.
Hatten Maria und ihre wenigen Begleiter zärtliches Mitleid mit den Leiden ihres heißgeliebten Sohnes und Freundes, wie sehr müssen sie das Blut verehrt haben, das der stärkste Beweis seiner unsterblichen Liebe war!?
Eine fromme Legende erzählt, daß Maria, so lange sie nach Christi Himmelfahrt in Jerusalem verblieb, täglich den Weg der Leiden ging, auf dem Jesus das schwere Kreuze getragen, vielmehr geschleppt hatte; auf dem er ihr begegnet war. Mit mütterlicher Zärtlichkeit soll sie dort die Stellen immer wieder geküßt haben, an denen ihr Sohn unter der Last der Sünden, die auf dem Kreuze lagen, niedergesunken war; soll sie die Steine gewaschen haben, an denen noch Merkmale der schmerzlichen Blutvergießung zu finden waren.
Maria, Johannes und Magdalena waren die drei ersten Anbeter des kostbaren Blutes, da sie dort unter dem Kreuze standen. Sie dienen als Beispiel für die drei großen Klassen der armen Menschheit, die heute noch zur Andacht zum bitteren Leiden und zum kostbaren Blute Jesu Christi ganz natürlich geneigt sind. Es sind das erstens diejenigen, die schweres Kreuz und bittere Leibes- und Geistesplagen tragen, und nur in dem Leiden ihres göttlichen Lehrmeisters Trost und Ruhe finden können; zweitens, diejenigen, die wie Johannes Jesum lieben und von Herzen verehren, weil er sie bis zum Tode geliebt hat; drittens, diejenigen, auf deren Herzen schwere Sündenlast gebürdet ist und die nur durch die unendlichen Verdienste des kostbaren Blutes Nachlassung erwarten dürfen. - Wollen wir also würdige Nachfolge dieser drei großen Vorbilder unserer heiligen Religion sein, so müssen wir gleich ihnen, das kostbare Blut über alles verehren.
In Nachahmung dieser Beispiele waren die Apostel und ersten Gläubigen ohne Ausnahme eifrige Verehrer des kostbaren Blutes. - Kein kräftigeres Mittel weiß der heilige Petrus anzuwenden, um den Neubekehrten verständlich zu machen, wie sehr Gott den Menschen geliebt und wie kostbar unsere Seele sei, als daß er ihnen sagte: "Ihr wisset, daß Ihr nicht mit vergänglichen Gütern, Gold oder Silber erlöst seid... sondern mit dem kostbaren Blute Jesu Christi, als eines unbefleckten und makellosen Lammes." (Petr. I: 18,19.)
Ebenso nimmt der heilige Paulus zum kostbaren Blute seine Zuflucht, um die Heiden von dem Dienste der Götzen ab und zum Dienste des wahren Gottes anzuhalten. So schreibt er an die Korinther (6: 20.): "Denn um einen hohen Preis seid ihr erkauft worden. Verherrlichet und traget Gott in eurem Leibe!" - Dieser große Apostel, von dem Christus selbst sagt, daß er ihn zum Gefäße seiner Gnaden auserwählt, eiferte so sehr für die Ehre des kostbaren Blutes, daß er ihm zwei ganze Kapitel (9, und 10.) seines Briefes an die Hebräer weihte und sich dadurch den Ehrentitel - Blutapostel, - erwarb.
Paulus, selbst die erste und größte Eroberung des kostbaren Blutes, wußte seine Dankbarkeit nicht besser zu beweisen, als immer und immer wieder die Neubekehrten auf den Wert desselben zu verweisen.
Der heilige Johannes, der Lieblingsjünger Jesu, der seine Liebe von der Brust des göttlichen Meisters selbst gewonnen hatte, legt für die Wirkungen des kostbaren Blutes so klares Zeugnis ab, daß es aus all seinen Schriften, "Evangelium", "Briefen" und "Geheime Offenbarung" sichtbar ist, daß er dem kostbaren Blute allein die Erlösung von Sünde und Tod zugeschrieben hat.
Wie die Apostel, so waren dann natürlich die heiligen Väter und Lehrer unserer Kirche von der Andacht zum kostbaren Blute ganz beseelt. Unter diesen ragen hervor der heilige Augustinus, der heilige Chrysostomus, der heilige Ambrosius, der heilige Bonaventura, der heilige Bernardus und andere. Unter den weiblichen Heiligen zeichneten sich die heilige Theresia, die heilige Katharina von Siena, die heilige Magdalena von Pazzis u.a. besonders aus durch ihre feurige Liebe zum Preise unserer Erlösung. Als die letztere eines Tages in Ekstase verzückt war, rief sie aus: "Jedesmal, wenn eine Kreatur dieses Blut, durch welches sie erkauft worden ist, aufopfert, opfert sie eine Gabe von unendlichem Werte auf, die niemand ersetzen kann." Sie selbst opferte täglich fünfzigmal das kostbare Blut auf zum Heile der Lebendigen und Abgestorbenen. Sie tat es mit einer solchen Innigkeit, daß ihr Gott bei mehreren Gelegenheiten die vielen Seelen zeigte, deren Bekehrung sie auf diese Art erlangt und all die armen Seelen, die sie aus dem Fegfeuer befreit hatte.
Als allgemeine Volksandacht schien die Andacht zum kostbaren Blute erst für spätere Zeiten vorbehalten zu sein. Erst im Anfange des 19. Jahrhunderts erhob sich der Stern derselben in Rom selbst, im Mittelpunkt der Christenheit und warf von dort aus, wie ein leuchtendes Gestirn am hohen Horizont seine Strahlen über die ganze Welt. Als Beförderer derselben waren von Gott die großen Päpste Pius VII. und Pius IX. und als Gehilfe des erstern Franz Albertini bestimmt. Albertini fand einen würdigen Schüler in dem im Jahre 1904 selig gesprochenen Kaspar del Bufalo, der wegen seiner unablässigen Predigten über das kostbare Blut und die wunderbaren Erfolge derselben vielfach und mit Recht der Apostel des kostbaren Blutes genannt wurde. Um seine Arbeit, von der er wußte, daß auch er derselben früher oder später unterliegen müsse, beständig und bis ans Ende der Welt anhaltend zu machen, gründete der selige Kaspar die Kongregation der "Missionäre vom kostbaren Blute", die es sich zur Hauptaufgabe ihres Lebens machen, diese Andacht zu verbreiten und dadurch Seelen für Gott zu gewinnen. Diese Missionäre haben bereits Niederlassungen in Italien, Spanien, Mexiko und Noramerika und ein kleines Missionshaus in Schellenberg, Fürstentum Liechtenstein, wo die Gebeine des heiligmäßigen Salesius Brunner, gest. 1859, ruhen, der sich um die Verbreitung der Andacht in der Schweiz, in Deutschland und Nordamerika besonders verdient gemacht hat.

(Fortsetzung folgt)

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