Freitag, Januar 27, 2006

Die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel

GEBET
des Heiligen Vaters Papst Pius XII.
am Allerheiligenfeste des Heiligen Jahres 1950
nach Verkündigung des Glaubenssatzes
der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel


Unbefleckte Jungfrau Maria! Mutter Gottes und Mutter der Menschen!
I. Wir bekennen mit der ganzen Glut unseres Glaubens, daß du mit Seele und Leib gelorreich in den Himmel aufgenommen wurdest; dort haben dich die Chöre der Engel und die Heerscharen der Heiligen als ihre Königin begrüßt. Mit ihnen vereint loben und preisen wir den Herrn, der dich also erhoben hat über jegliche Kreatur, und bringen dir unsere Verehrung und Liebe dar.
2. Wir wissen, daß dein Auge, das auf Erden mit mütterlicher Zärtlichkeit die demütige und leidende Menschheit Jesu umfing, nunmehr im Himel die Wonne der verklärten Menschheit dessen besitzt, der die unerschaffene Weisheit ist, und daß die Freude deiner Seele im Genuß der anbetungswürdigen Dreieinigkeit von Angesicht zu Angesicht dein herz aufjubeln läßt in beseligender Minne. Und wir armen Sünder, deren Leiblichkeit den Flug der Seele hemmt, flehen zu dir: Läutere unsere Sinne, auf daß wir schon hienieden Gott, Gott allein, verkosten lernen inmitten der Lockung der Geschöpfe.
3. Wir vertrauen darauf, daß du voll Erbarmen auf unsere Nöte und Ängste, auf unsere Kämpfe und Schwächen herniederschaust, daß du dich mit uns freust an unseren Freuden und unseren Siegen, und daß du Jesus über jeden von uns, wie ehedem über seinen Lieblingsjünger, sagen hörst: "Siehe da, deinen Sohn!" Wir, die wir dich als Mutter anrufen, erwählen, wie einst Johannes, dich zur Führerin, zur Stärke und zum Troste unsres sterblichen Lebens.
4. Wir hegen die belebende Gewißheit, daß deine Augen, welche über die von Christi Blut getränkte Erde weinten, sich wiederum der Welt zuwenden, die eine Beute der Kriege und Verfolgungen , der Bedrckung von Gerechten und Schwachen gewordne ist. Inmitten der Finsternis dieses Tränentales erhoffen wir von deinem himmlischen Licht und deinem milden Erbarmen Linderung in den Nöten unserer Herzen, in den Prüfungen der Kirche und der Heimat.
5. Wir glauben endlich, daß du in er Herrlichkeit, in der du, umkleidet mit der Sonne und von Sternen gekrönt, herrschest, nach Jesus die Freude und Wonne aller Engel und Heiligen bist.
Gestärkt durch den Glauben an unsere künftige Auferstehung, wenden wir Pilger auf Erden unseren Blick zu dir, die du unser Leben, unsere Wonne und unsere Hoffnung bist. Ziehe uns mit dem Liebreiz deiner Stimme an dich, - und nach diesem Elende zeige uns Jesus, die gebenedeite Frucht deines Leibes, o gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria! Amen.

Pius XII.

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