Dienstag, Mai 22, 2007

Novene zu Ehren des Heiligen Geistes vom hl. Kirchenlehrer Alfons von Liguori - 6. Tag

Sechster Tag.
Die Liebe Gottes ist eine Kraft, die uns stärkt.

1. "Stark wie der Tod ist die Liebe" (Hohel. 8, 6). Gleichwie es in der Welt keine Kraft gibt, die dem Tode widerstehen kann, so gibt es auch für eine Seele, die Gott liebt, keine Schwierigkeit, die nicht endlich der Liebe weichen müßte. Wenn es darauf ankommt, dem Geliebten wohlzugefallen, so erträgt die Liebe alles: Verlust, Verachtung und Schmerz. Nichts ist so hart, das dem Feuer der Liebe nicht nachgeben müßte. Das sicherste Kennzeichen der Liebe Gottes besteht also darin, daß die Seele dem Herrn nicht nur im Wohlergehen, sondern auch zur Zeit der Trübsal in der Liebe treu bleibt. "Gott ist ebenso liebenswürdig", sagt der heilige Franz von Sales, "wenn er Widerwärtigkeiten, als wenn er uns Tröstungen zuschickt; denn er tut ja alles aus Liebe zu uns". Ja, je mehr er uns auf Erden züchtigt, desto mehr liebt er uns. Der heilige Johannes Chrysostosmus schätzte den heiligen Paulus glücklicher, weil er in Ketten geschmachtet hatte, als weil er in den dritten Himmel entrückt worden war. Deshalb freuten sich auch die heiligen Märyrer inmitten ihrer Leiden; ja wenn sie aus Liebe zu Gott etwas zu leiden hatten, so dankten sie ihm dafür als für die größte Gnade, die er ihnen erweisen könnte. Die andern Heiligen aber, die nicht von den Tyrannen gepeinigt wurden, sind aus Liebe zu Gott durch ihre Bußwerke ihre eigenen Peiniger geworden.
2. Der heilige Augustin sagt, wer liebt, emüdet nicht, und sollte er auch müde werden, so liebt er diese Ermüdung. - O Gott meiner Seele, zwar sage ich, daß ich Dich liebe, allein was tue ich aus Liebe zu Dir? - nichts. Das ist also ein Zeichen, daß ich Dich gar nicht, oder doch zu wenig liebe. Sende mir also, o mein Jesus, den Heiligen Geist, damit er mir Kraft verleihe, ehe ich sterbe, aus Liebe zu Dir zu leiden und etwas für Dich zu tun! Laß mich doch, geliebter Heiland, nicht sterben in diesem Zustand der Kälte und Undankbarkeit, in dem ich bisher dahingelebt habe. Schenke mir Kraft, das Leiden zu lieben, nachdem ich so viele Sünden begangen, wofür ich die Hölle verdient hätte. O mein Gott, der du lauter Güte und Liebe bist, Du wünschest in diesem Herzen zu wohnen, aus dem ich Dich so oft vertrieben habe! Komme, schlage Deine Wohnung darin auf; nimm es in Besitz und mache, daß es ganz Dir angehöre. Ich liebe Dich, mein Gott; aber da ich Dich liebe, so bist Du schon bei mir eingekehrt; denn der heilige Johannes versichert mich: "Wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott in ihm" (1. Joh. 4, 16.). Weil Du also schon bei mir bist, so vermehre in mir die Liebe; binde mich fest mit den Banden der Liebe, damit ich nichts wünsche, nichts suche, nichts liebe, als Dich allein, und damit ich mit Dir vereinigt, mich nie wieder von Deiner Liebe trenne. Ich will Dir angehören, o mein Jesus, ich will Dir ganz angehören.

O meine Königin und Fürsprecherin Maria, erlange mir Liebe und Beharrlichkeit! Amen.

Fortsetzung: Novene zu Ehren des Hl. Geistes - siebter Tag

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