Siebenter Tag.
Die Liebe Gottes ist ein Gast, der keinen andern in der Seele duldet.
1. Der Heilige Geist wird ein Gast der Seele genannt: "Süßer Gast der Seele." Diesen Gast hat Jesus jenen verheißen, die ihn lieben, da er spricht: "Wenn ihr mich liebt, so will ich den Vater bitten, und er wird euch einen andern Tröster geben, damit er in Ewigkeit bei Euch bleibe" (Joh. 14, 15, 16.). Der Hl. Geist verläßt die Seele nie, wenn sie selbst ihn nicht aus ihrem Herzen vertreibt. "Er verläßt nur dann", sagt ein Schriftsteller, "wenn er selbst verlassen wird". Gott wohnt also in einem Herzen, das ihn liebt; aber er selbst erklärt, daß er nur dann mit uns zufrieden ist, wenn wir ihn von ganzem Herzen lieben. Der heilige Augustin berichtet, daß die heidnischen Römer Jesus Christus deshalb nicht unter die Zahl ihrer Götter aufnehmen wollten, weil er ein stolzer Gott sei, der allein angebetet werden wolle. Sie hatten recht; und wirklich duldet der Heiland in dem Herzen, das ihn liebt, keinen Genossen. Er will allein darin wohnen, er will allein geliebt werden; und wenn er sieht, daß außer ihm irgend ein Geschöpf teil an unserm Herzen hat, so betrachtet er dasselbe, sozusagen, mit neidischen Augen. Der heilige Jakobus schreibt deshalb: "Meint ihr, daß die Schrift ohne Grund sage: Hat der Geist, der in uns wohnt, nicht einen Hang zum Neide? (Jak. 4, 5) "Kurz", sagt der heilige Hieronymus, "Jesus ist ein eifersüchtiger Gott." Deshalb lobt unser himmlischer Bräutigam jene Seelen, die wie die Turteltauben einsam und von der Welt entfernt leben: "Deine Wangen sind schön, wie die der Turteltaube" (Hohel. 1, 9.). Darum will er, daß die Welt keinen Teil an jener Liebe habe, die allein besitzen will, und nennt seine Braut einen verschlossenen Garten: "Ein verschlossener Garten bist du, meine Schwester, meine Braut" (Hohel. 4, 12). Du bist ein Garten, der aller irdischen Liebe verschlossen ist.
2. Verdient etwa Jesus Christus unsere Liebe nicht? Der heilige Johannes Chrysostomus sagt: "Alles hat er dir gegeben, nichts hat er sich vorbehalten". Sein Leben und sein Blut hat er für dich hingegeben, und es bleibt ihm nichts mehr übrig, das er dir noch geben könnte.
Ich erkenne, o mein Gott, wie sehr Du verlangst, daß ich Dir ganz angehöre. Obgleich ich Dich so oft aus meinem Herzen vertrieben habe, hast Du dennoch wieder in dasselbe zurückkehren wollen, um Dich mit mir zu vereinigen. So nimm denn jetzt vollkommen Besitz von meinem Herzen; ich schenke mich Dir heute ganz und gar. Nimm mich an, mein Jesus, und laß nicht zu, daß ich in der Folge auch nur einen Augenblick lebe, ohne Dich zu lieben. Du suchest mich, auch ich will nichts anderes als dich. Du willst, daß mein Herz ganz Dir angehöre; siehe, mein Herz begehrt nichts anderes als Dich allein, Du liebst mich; auch ich liebe Dich. Und weil Du mich liebst, so vereinige mich immer enger mit Dir, damit ich nie wieder von Dir getrennt werde.
O Maria, Königin des Himmels, auf dich setze ich all mein Vertrauen! Amen.
Fortsetzung: Novene zu Ehren des Hl. Geistes - achter Tag
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