Neunter Tag.
Die Liebe Gottes ist ein Schatz, der alle Güter in sich schließt.
1. Die Liebe Gottes ist jener Schatz, von dem das Evangelium sagt, daß man alles verlassen müsse, um ihn zu erlangen. Die Liebe macht uns nämlich der Freundschaft Gottes teilhaftig. "Sie ist ein unendlicher Schatz; wer ihn benutzt, wird der Freundschaft Gottes teilhaftig" (Weish. 7, 14). O Mensch, sagt der heilige Augustin, "warum suchst du Güter? Suche ein Gut, das alle Güter in sich schließt". Aber dieses eine Gut, nämlich Gott, können wir nicht finden, wenn wir die irdischen Dinge nicht verlassen. Die heilige Theresia sagte: Wende dein Herz von den Geschöpfen ab, und du wirst Gott finden. Wer Gott findet, findet alles, was er sich nur wünschen kann: "Habe deine Lust an dem Herrn, so wird er dir geben was dein Herz verlangt" (Ps. 36, 4). Das menschliche Herz strebt ohne Aufhören nach Gütern, die es beglücken können. Sucht dasselbe aber diese Güter bei den Geschöpfen, so wird es, was diese ihm auch bieten mögen, doch niemals befriedigt werden. Wenn unser Herz aber dahin gelangt, nichts anderes, als Gott allein zu verlangen, so befriedigt der Herr alle seine Wünsche. Wer ist wohl glücklicher hier auf Erden als die Heiligen? Und woher kommt das? Weil sie nichts mehr wollen und verlangen, als Gott allein. Ein Fürst begegnete einst auf der Jagd im Walde einem Einsiedler und fragte denselben, was er in dieser Einöde suche. "Und was suchst denn du, mein Fürst"? erwiderte der Einsiedler. "Ich mache Jagd auf wilde Tiere", antwortete jener. "Und ich", entgegnete der Einsiedler, ich suche Gott selbst zu erjagen." Als ein Christenverfolger dem hl. Clemens Gold und Edelsteine anbot, wenn er Christum verleugne, rief der Heilige seufzend aus: Wie ist es doch möglich, daß man Gott mit ein wenig Staub vergleichen kann!"
2. Selig derjenige, der erkennt, welch ein großer Schatz die Liebe Gottes ist und der ihn dann zu erlangen sucht. Hat er ihn gefunden, so wird er sich aus eigenem Antrieb aller irdischen Dinge berauben, um nichts mehr zu besitzen als Gott allein. "Wenn das Haus brennt", sagt der heilige Franz von Sales, "so wirft man alles Gerät zum Fenster hinaus." Der große Diener Gottes, P. Segneri der Jüngere, pflegte zu sagen, die Liebe Gottes sei eine Räuberin, die uns aller irdischen Neigungen beraube, so daß wir ausrufen: "Was sollte ich anders wollen, als Dich alleine, o mein Gott!"
Bis jetzt habe ich nicht Dich gesucht, o mein Gott, sondern nur mich und die Befriedigung meiner Neigungen und auf diese Weise Dir, meinem höchsten Gute, den Rücken zugewandt. Doch tröstet mich das Wort des Propheten: "Gut ist der Herr der Seele, die ihn suchet" (Klagel. 3, 25). Es sagt mir, daß Du, o mein Gott, voll Güte gegen jene bist, die Dich suchen. Geliebter Heiland, ich erkenne, welch großes Übel ich begangen, da ich Dich verlassen habe; ich bereue es von ganzem Herzen. Ich erkenne, welch ein unendlicher Schatz Du bist und ich will diese Erkenntnis nicht länger mißbrauchen. Ich entsage allem und erwähle Dich zum einzigen Gegenstand meiner Liebe. O mein Gott, o meine Liebe, o mein Alles, ich liebe Dich, ich verlange, ich seufze nach Dir! O Heiliger Geist, komme und vernichte in mir durch das Feuer Deiner heiligen Liebe alle Neigungen, die nicht Dich zum Gegenstande haben! Gib, daß ich Dir ganz angehöre und alles überwinde, um Dir wohlzugefallen.
O meine Fürsprecherin und Mutter Maria, hilf mir durch dein Gebet! Amen.
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